Moderatorenadel (25. April 2005)

Da staune ich: Den Besserwissern vom Verein Deutsche Sprache zufolge würde VIVA-Moderatorin Jessica Schwarz in ihrer ersten Amtshandlung als Königin von Deutschland alle Anglizismen abschaffen. Respect. Auch sonst ist der Internetauftritt des VDS unterhaltsam - wenn man wie ich semiprofessionell klugscheisserisch veranlagt ist.

Das erinnert mich daran, daß ich trotzindemstattindesobschon dieses Netztagebuch (wenn man gerade den VDS erwähnt hat, traut man sich es ja kaum noch "Blog" zu nennen) nun schon seit Monaten führe, immer noch keine Hommage an Markus Kavka von der Konkurrenz bei MTV verfaßt habe. Er ist ein Relikt, eine Erinnerung daran, daß Popmusik zwar viel mit Tratsch und Unterhaltung, aber eben nicht nur mit Klingeltönen zu tun hat. Wie dafür geworben wird, hat mir zwar fast jede Freude an MTV und VIVA verdorben; aber vielleicht schaue ich mir dann doch irgendwann einmal eine VIVA-Sendung mit Frau Schwarz an. Jedenfalls wenn sie noch bei VIVA arbeitet - man weiß ja so wenig, und ich bin nun wirklich ein bißchen aus dem Alter heraus, in dem man solche Karrieren verfolgt. Möglicherweise sagt sie dann ja auch noch andere hörenswerte Dinge.


Hertz IV (24. April 2005)

Mein Mobiltelefon ist nicht nur ein Kommunikationswerkzeug, sondern auch eine Beschäftigungsmaßnahme. Das Studium der Telefonrechnung mit ihren vielen lustigen Sparten und Listen kann durchaus einen Abend füllen, wenn man es darauf anlegt. Zuweilen klingelt es auch und eine nette Dame vom Provider bietet mir mal wieder das neueste SMS-Paket oder andere Vertragszusätze an. Die Prüfung dieser Angebote ist ebenso eine Wissenschaft für sich, haben es die Mobilfunkfirmen doch beim Fußnotenquotienten (Anteil der kleingedruckten Fußnoten an der gesamten Druckfläche auf einer A4-Seite) zur wahren Meisterschaft gebracht. Und dann gibt es natürlich auch diverse Ärgernisse - WAP-Browser, die sich immer im falschen Moment nicht verbinden können; Tasten, deren versehentliche Berührung mal schnell eine WAP-Verbindung aufbauen, ohne daß man das wirklich wollte; Meldungen über ausgehenden SMS-Speicher, obwohl das Telefon noch zig MB frei hat. Wenn ich nur noch eine Weile grübelte, fiele mir sicher noch mehr ein, aber wir wollen diesem Teufelsding ja nicht noch mehr Lebenszeit in den Rachen werfen.

Für so gut wie jedes Mobiltelefon gibt es irgendwo da draußen eine pfiffige Anleitung, wie man die Version der Firmware, die der jeweilige Mobilfunkanbieter auf das Telefon vorinstalliert hat, gegen das Original vom Telefonhersteller tauschen und damit so manche Beschränkung aufheben kann. Auch dies eine ABM - wiewohl in diesem Fall eine, die mein Hacker-Karma ganz bestimmt gewaltig aufbessern könnte. Ist man aber eher ein richtig fauler Hacker - so wie ich, jedenfalls wenn man arg begünstigend annimmt, daß ich überhaupt den Ehrentitel Hacker zu tragen berechtigt bin - oder ist man gar schon ein wenig zu arriviert, um sich selber noch mühsam mit Firmware-Flashprogrammen herumzuschlagen, dann läßt man eben hacken: Bei smartmod.de gibt es beispielsweise so einen Service. Ich wünschte, ich hätte diese Geschäftsidee gehabt, und obwohl ich nie dort bestellt und auch sonst nichts mit dieser Firma zu tun habe, ist mir die Idee so sympathisch, daß ich diesem vermutlich jungen Unternehmen gutes Gelingen wünsche.

Da mein Mobiltelefon und ich uns schon bald aus den Augen verlieren werden, weil unsere zwei gemeinsamen Jahre fast vorüber sind, werde ich es wohl nicht mehr umrüsten lassen - aber beim nächsten Telefon kommen ich und smartmod.de vielleicht doch noch ins Geschäft. Aber zuvor steht noch die Aufgabe an, das neue Telefon überhaupt erst einmal auszusuchen. Auch ein aufwändiges Unterfangen. Vielleicht auch das eine Idee fuer die nächste Dienstleistungs-Ich-AG?

PS: "Hertz IV", so stelle ich nun fest, ist als Wortspiel gar nicht mal so geschickt; denn offenbar gibt es selbst nach Jahren der geballten Medienpräsenz des Herrn Hartz und seiner durchnummerierten geistigen Abkömmlinge noch genügend Leute, die ihm seinen Nachnamen nicht wirklich glauben. Google bringt es ans Licht...


Ad fontes (20. April 2005)

Bemerkenswert: Seit Papstbegräbnis und Neuwahl von Benedikt XVI ist Latein wieder in aller Ohren. Phoenix überträgt auf langer Strecke in Latein gehaltene feierliche Messen aus dem Vatikan - und die Überraschung: Es klingt vertraut; die Erinnerung an zahllose Schulstunden kehrt langsam wieder. Allenfalls die Aussprache des c überraschte mich: In der Schule kannte man den guten Julius Cäsar entweder als "Käsar" oder "Tsäsar"; wenn ich meinen Ohren trauen darf, würde man ihn analog zu dem im Vatikan gebrauchten Latein "Tschäsar" nennen, also eine eher italienische Aussprache wählen. Oder irre ich mich gewaltig und habe zwischendurch einfach nur ein paar Brocken Italienisch gehört?

Zur Steigerung könnte man sich ab sofort regelmäßig eine Dosis in Latein gesprochener Nachrichten geben, und zwar bei Radio Bremen. Schön, daß sich das öffentlich-rechtliche Radio gelegentlich doch noch deutlich vom Privatradio abhebt. Hat man heute leider nicht mehr so oft.


Revision: r1.1 - 29 Jan 2007 - 19:16 - ClausBrod
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