Fundstücke rund um S21 und K21.
Der heutige Schlichterspruch trägt nicht zur Befriedung der Stadt bei - jedenfalls noch nicht. Hier ein paar
ausgewählte "Perlen" vom Facebook-Auftritt der Initiative
"Für Stuttgart 21". Rechtschreibfehler habe ich
einfach mitkopiert.
"Meine Meinung:
1. Demos abgrenzen, nicht mehr auf die Strasse lassen.
2. Polizeikosten tragen ab heute die Demonstranten.
3. Wer die Bauarbeiten ab heute behindern sollten angezeigt werden und einen Platzverbot zu erteilen.
Weiter Bauen Danke.... :D"
Setzen, sechs, bis zur nächsten Stunde Grundgesetz auswendig lernen.
Bitte Herr gGeissler so wie sich die Demonstranten hier verhalten, geht schon ziehmlich stark in Richtung Terrorismus....
Aha. Siehe oben.
"Ab jetzt Flammenwerfer statt Wasserwerfer"
"Ich schlag heute noch die Kupfernägel in die Bäume, dann werden Sie in 4 Monaten auch vom grünsten Baumschützer als krank angesehen".
"Na bei Feuerbrand muss alles abgeholzt werden ;-)"
Das sind Kommentare zur Vorgabe des Schlichters, allenfalls solche Bäume im Schlossgarten zu fällen, die ohnehin krank sind.
Diese Art der kreativen Problemlösung hätte natürlich nichts mit Terrorismus zu tun, gelle.
"Ich fordere einen Zaun in der Dimension des Betonzaunes an der Startbahn-West. Etwas höher bitte und etwas stabiler und oben drauf dick Natodraht!"
So stellen sich S21-Befürworter wohl die Stadt vor, in der sie gern leben wollen.
Das wird noch eine schwere Zeit in dieser Stadt.
Mehr kann man nicht wollen in einer zerrissenen Gemeinde namens Stuttgart, von der es heißt, sie sei inzwischen die weltweit berühmteste geteilte Stadt nach Jerusalem und Böblingen-Sindelfingen.
Fundstücke rund um Stuttgart 21 und K21.
Ein neuer Tiefpunkt in der Debatte ist erreicht: Der Generalsekretär der CDU in Baden-Württemberg entblödet sich nicht, Walter Sittler in die Nähe von NSDAP-Propagandisten zu rücken
In der aktuellen Ausgabe von "Berlin aktuell"
wird der Schauspieler Walter Sittler einfach mal so in Goebbels' geistige Verwandtschaft
gerückt.
In der ZDF-Sendung ‚Markus Lanz‘ hat Walter
Sittler, einer der führenden Aktivisten gegen das
Infrastrukturprojekt Stuttgart 21, den Wählerinnen
und Wählern in Baden-Württemberg den Fehler
vorgeworfen, seit über 50 Jahren eine
Regierungsbeteiligung der CDU ermöglicht zu
haben.
[Bild von Walter Sittler]
(Sein Vater war Nazi-Funktionär und arbeitete für
Reichspropagandaminister Joseph Goebbels: Walter Sittler, Propagandist der S21-Bewegung)
Dazu erklärt Thomas Strobl MdB, Generalsekretär
der CDU Baden-Württemberg:
„Das Demokratieverständnis, das Vertreterinnen
und Vertreter der Anti-S21-Bewegung zur Schau
stellen, ist ausgesprochen bemerkenswert. Nicht
nur, dass sie die Rechtmäßigkeit demokratisch
gefasster Entscheidungen bezweifeln
und bestreiten und ein vermeintlich höheres Recht für
sich in Anspruch nehmen wollen – jetzt greifen sie
auch noch zur Wählerbeschimpfung. Ich kann
jedermann nur raten, die Stimme der Wählerschaft
mit Demut zur Kenntnis zu nehmen: Die
Wählerinnen und Wähler sind der Souverän. Es
steht niemandem an, die Wählerinnen und Wähler
für ihre Entscheidungen zu kritisieren. Tatsächlich
entlarvt sich Sittler mit dieser Äußerung als das,
was er ist: jemand, der in Wahrheit mit unserer
Demokratie nichts am Hut hat.“
Daß die Bildunterschrift kein Textsatzunfall war, ergibt sich daraus,
daß Sittler im weiteren Verlauf vorgeworfen wird, mit Demokratie "nichts am Hut" zu haben.
Sittler hat aus der Vergangenheit seiner Familie nie einen Hehl gemacht. Wir wollen
auch mal ignorieren, dass (nach Angaben von Walter Sittler) sein Vater weder im
Propagandaministerium noch ein "Funktionär" war, sondern im Auswärtigen
Amt und Parteimitglied. Aber von den sachlichen Fehlern abgesehen: Was hat Strobl geritten,
daß er zur Nazikeule glaubte greifen zu müssen?
In der Fernsehsendung, auf die Strobl Bezug nimmt,
ging es um die Verzahnung von Wirtschaft und Politik bei Stuttgart 21. Dabei sagte Sittler
unter Applaus:
Natürlich ist die Wirtschaft in Stuttgart sehr verbandelt. Die CDU ist
über 50 Jahre an der Macht. Das ist ein - wie ich finde - Fehler der Wähler.
Man muss ab und zu die politischen Parteien spazierengehen schicken, damit sie eben genau
die Sprache wiederfinden, die Sprache der Bürger wiederfinden - egal welche Partei das ist!
[...] Das ist die Erfahrung, die man macht - wenn eine Partei sehr lange an der Macht ist,
gibt es einfach Verfilzungen, weil man muss das Land regieren, man will vorwärtskommen,
dann gibt es Interessen, dann hat einer den Freund, will den bedienen, und das muss man ab
und zu unterbinden, und da sind die Wähler gefragt."
Aus konkretem Anlass benutzte Sittler das Beispiel der CDU in Baden-Württemberg.
Aber seine Argumente gälten ebenso für ein Bundesland, das 50 Jahre von der SPD
beherrscht würde. Wirklich originell ist das nicht. Auch wenn man als
Generalsekretär solche Binsenweisheiten nicht so gerne hört, einen echten
Aufreger kann ich beim besten Willen nicht erkennen.
Herrn Strobl würde ich gerne fragen: Sind Sie allen Ernstes der Meinung, es sei
undemokratisch, wenn sich ein Bürger wünscht, dass Regierungsparteien und Opposition sich gegenseitig
kontrollieren und gelegentlich die Rollen tauschen? Und ist es andererseits demokratisch,
zu Goebbels-Vergleichen zu greifen, wenn jemand die Positionen Ihrer Partei nicht teilt?
Widerlich.
Nachtrag: Strobl gab der öffentlichen Empörung inzwischen nach und
entschuldigte sich bei Sittler -
offenbar aber nur "für die Verknüpfung seines Kommentars mit der NS-Vergangenheit des Vaters". Heisst das,
daß Strobl nach wie vor glaubt, Sittler habe mit Demokratie nichts am Hut? Solange nicht auch diese
Unsäglichkeit aus der Welt ist, ist Strobls Entschuldigung nichts wert.
Nicht, dass Strobls Entgleisung der einzige Versuch gewesen wäre, die K21-Befürworter in die Naziecke zu schieben:
Siehe zum Beispiel dieses "Fan-Foto"
eines Anhängers der Facebook-Gruppe "FÜR Stuttgart 21", der da meinte fordern zu
müssen: "Sittler-Jugend - Nein Danke!"
Man hält sich als Läufer ja soooo gern für erfahren und abgeklärt.
Und doch habe ich beim gestrigen Marathon in Frankfurt
sozusagen am laufenden Meter gepatzt...
Patzer 1: Marathon auf leeren Magen
Naja, völlig leer war er nicht. Aber das gezielte Anfuttern in den letzten Tagen
vor dem Wettkampf hatte ich schlicht verschwitzt. Zudem war der übliche Speiseplan durch die
Anreise am Vortag durcheinandergeraten. Die trockenen Pestonudeln auf der Nudelparty am Vortag
des Laufes rissen die Sache auch nicht mehr raus.
Das Frühstück im Hotel Bristol (nur ein paar
hundert Meter vom Start, jederzeit gerne wieder), war gut ausgestattet.
Rituelle Plünderungen am Hotelbuffet zu beobachten, das verdirbt mir aber eher den Appetit, und
so habe ich auch hier mein Defizit noch vergrössert...
Moral: Reinschaufeln, was das Zeug hält - am besten schon vor der Anreise.
Patzer 2: Essen auf der Strasse
Dass ich schlecht vorgebaut hatte, wurde mir klar, als ich mit knurrendem Magen im
Startbereich ankam. Also schnell vor dem Start noch Apfel, Bananen, Muffin eingeworfen und
mit allerhand Wasser hinuntergespült; während des Laufs kam bei fast jeder
Gelegenheit Apfelschorle dazu, ausserdem zwischendurch zwei Kohlenhydratgels. Irgendwann nach der
Halbmarathonschwelle wurde der wilde Cocktail toxisch, und mir wurde blümerant.
Moral: Das zweite Gel später einsetzen, bei den Getränkestationen nur einen
Schluck nehmen.
Patzer 3: Falscher Startblock
Beim Frankfurt-Marathon gibt es die sinnvolle Einrichtung der Startblocks. Die Läufermassen
werden nach (potentieller) Leistung aufgeteilt und sollen hintereinander starten, damit das
Gewusel nicht allzu groß wird. Nach meiner Beobachtung gab es aber keine Absperrung
zwischen den Blocks und auch nur einen Startschuß, was bedeutet, dass alle Läufer
ohne Abstand zwischen den Blöcken hintereinander lostraben und sich an den Fersen kleben.
Zusätzliche Erschwernis: Meldet man wie ich nach, wird man grundsätzlich in den letzten Startblock eingereiht,
unabhängig von Zielzeiten und früheren Ergebnissen. Weil ich lieber in der Sonne warten wollte als
in einer kalten und schattigen Häuserschlucht, habe
ich mich zwar noch um ein paar Meter nach vorne geschummelt, aber schlauer wäre es gewesen,
die Rennvorgaben komplett in den Wind zu schlagen und mich nochmals weiter vorne nach
Leistung einzusortieren.
Wegen meiner Startposition glichen die ersten sieben Kilometer
eher einem Slalom als einem Marathon. Jederzeit musste ich
befürchten, einem Mitläufer in die Hacken zu treten oder dessen Ellenbogen
zu spüren. Der gewohnte Laufrhythmus war vor dem Verlassen der Innenstadt (km 12?)
nicht zu erreichen. Bis zum Ende des Laufes war ich jederzeit von vielen
Läufern umgeben, und es kam immer wieder zu Ausweichmanövern - zur Ideallinie
konnte man also einige hundert Meter dazu.
Moral: Besser über die Startblockaufstellung informieren.
Patzer 4: Das Trainingsprogramm
Was den Marathon angeht, bin ich Vorbereitungsminimalist: In der Zeit seit Sommer
kam ich über drei Läufe in der Woche nie hinaus - meistens waren es sogar nur zwei.
Schwerwiegender war aber der Bruch mit einer Tradition. Mit Wonne hatte ich bisher vor Wettkämpfen
die Experten-Trainingspläne ignoriert und mindestens einen Lauf von
35 km oder mehr absolviert. Diesmal jedoch lag mein längster Lauf bei 30 km und war
vollständig laufzeitschriftenkonform.
Im Wettkampf war bei Kilometer 35 zwar der Puls im grünen Bereich, und
auch der Wille nach überstandenen Magenbeschwerden wieder intakt.
Doch jetzt meldeten sich die Muskeln ab. Beide Beine versteiften
sich, jeder Schritt brannte, und ich mußte Tempo herausnehmen, um Krämpfe
zu vermeiden. Ich war auf die lange Distanz schlicht nicht vorbereitet.
Moral: Zurück zur alten Taktik - ein 35km-Lauf gehört (bei mir) zur Vorbereitung.
Patzer 5: Ein Mädchen sein wollen
Ein Kollege, der ungenannt bleiben will, wird zuweilen nicht ganz politisch korrekt
"das Mädchen" geheissen, weil er Kälte scheut und gerne
eine Klamottenschicht zuviel auflegt.
Zu den Spöttern zähle auch ich, doch ausgerechnet zum Marathon verfiel ich der
gleichen Unsitte und glaubte, es müsse noch ein Extraunterhemd her.
Mit der Folge, dass ich bei Kilometer 5 fast eine Minute drangeben mußlte, um
das Unterhemd unter Laufgurt und Laufhemd hervorzupopeln und in die Botanik zu befördern.
Moral: Bei trockenem Wetter über 10 Grad reichen kurzes Hemd und Dreiviertelhose!
Die gute Nachricht
Man kann alle diese Fehler begehen und trotzdem passabel durchkommen: 3:30:32 ist nur
zweieinhalb Minuten schlechter als meine bisherige Marathonbestzeit. Whoopee!
PS: Auch wenn ich kleinere Marathonveranstaltungen bevorzuge, kann ich den
Frankfurt-Marathon sehr empfehlen: Die Strecke ist schnell, die Organisation meiner Meinung nach
ohne Fehl und Tadel, und die Versorgung während des Laufes und danach ausgezeichnet.
PS2: Auf meinem Nokia-Telefon tut Sports Tracker sonst
gute Dienste, verlor aber in den Häuserschluchten von Frankfurt zu oft den
Satellitenkontakt und berechnete deswegen die Marathondistanz auf 46.71 km...
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