Ich bin aufgewachsen mit den Werken von Carl Barks,
und auch heute noch halte ich ihnen die Treue. Die Verehrung fuer Carl Barks
war so gross, dass ich Mitglied der D.O.N.A.L.D.
wurde. Die "Deutsche Organisation Nichtkommerzieller Anhänger des Lauteren
Donaldismus"
widmet sich der hinreissend zweckfreien Betrachtung der Barksschen
Werke auf so amüsante Weise, dass es mir ganz und gar nichts ausmachte, dass
meine Mitgliedsbeiträge bei sympathisch improvisiert wirkenden Maifeiern,
Zwischenzeremonien und Kongressen verprasst wurden.
Man lernt in diesem Verein übrigens auch schnell, dass die Republik donaldistisch
unterwandert ist: Die geistigen Kinder von Carl Barks und seiner
kongenialen deutschen Übersetzerin Erika Fuchs sind längst den Watschelgang
durch die Institutionen angetreten. Das Feuilleton der
Frankfurter Allgemeine Zeitung beispielsweise ist vollständig
in der Hand von Federviehfetischisten. Und auch die Stuttgarter Zeitung
veröffentlicht in schöner Unregelmässigkeit Beiträge oder auch nur Bilder mit
verdächtig anatidem Hintergrund.
Nicht nur, dass Barks meinen Geschmack für gut erzählte Geschichten geprägt hat,
er hat auch meine Berufswahl entscheidend beeinflusst: Der
Herr Ingeniör,
dem nichts zu schwör war - das war der Held meiner Kindheit.
Und doch bin ich jetzt aus der D.O.N.A.L.D. ausgetreten und habe
dazu auch noch mein Abo der
Tollsten Geschichten von Donald Duck
gekündigt. Ein wenig traurig ist das schon - aber es war denn doch unvermeidlich.
Zum einen habe ich "meinen Barks" inzwischen schon mehrfach beisammen, die Regale
biegen sich. Zum anderen aber fiel mir vor einigen Jahren - auf der Suche nach
amerikanischen Donald-Duck-Heften - in einen Comicladen in den USA ein Exemplar von
"V for Vendetta" in die Hände,
eine düstere, provokante, gewalttätige und verwirrende
graphic novel
von
Alan Moore und
David Lloyd.
Barks ist seither die Lektüre für die hellen Stimmungen geworden - in den dunklen
Zeiten aber versinke ich in den verblüffenden Hirngespinsten von Alan Moore. Oder in
Serien wie "Y - The Last Man", in der
Brian K. Vaughan
seine Hauptfigur in eine Welt setzt, in der er das letzte männliche Wesen ist.
Oder
DMZ, in dem
Manhattan zwischen die Fronten eines Bürgerkriegs gerät. Oder ich grüble
über
Sin City, in dem Frank Miller
so heftig Gewaltphantasien frönt, dass ich immer noch nicht so richtig weiss, ob ich das
für gefährlich oder für erstaunlich halten soll...
Alle diese tollen Geschichten sind also hiermit wärmstens empfohlen - aber zumindest
im Falle von DMZ und Sin City nur für Leser mit guten Nerven. Und für alle
anderen gibt es immer noch die geliebten Vierfingler und Schnabelträger aus
Duckburg.
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