Schon seit einer Weile schwanke ich, ob ich meine Einlassungen allgemeiner Natur
nicht doch ergänzen sollte um eher klassische Anmerkungen zu Software.
Schließlich verdiene ich damit mein Geld, und gelegentlich gäbe
es dann doch etwas in diesem Feld zu sagen. So recht will das aber nicht
hierher passen, also etabliere ich eine thematische Apartheid: Hie das
Vermischte,
dort aller Arten Abenteuer von Ajax bis Z-Shell.
Weh-LAN (11. Juni 2005)
Ich besitze einen dieser neumodischen PDAs mit allem
Schnickschnack: Bluetooth, WLAN, Massageball zur Entspannung der
nach zuviel Tippen und Kritzeln mit dem Griffel verkrampften Finger.
Gelegentlich juckt es mich also, mittels dieses Hochtechnologiekonzentrats
an gewöhnlichen wie ungewöhnlichen Plätzen nach WLAN-Netzen
zu suchen.
In den Gazetten wimmelt es von Wardriving-Reportagen, bei
denen regelmäßig herauskommt,
daß es im Umkreis von 500 Metern um das jeweilige Redaktionsbüro
rauhe Mengen aktiver WLANs gibt, und daß davon glatt die
Hälfte sperrangelweit geöffnet ist.
Zudem brüstet sich jeder Provider von Rang mit ellenlangen
Hotspot-Listen an öffentlichen Plätzen.
So richtig freuen kann ich mich aber noch nicht an diesem Boom.
In Ermangelung von Standorten der Fachpresse in der direkten Nachbarschaft
gibt es hier meistens auch nicht den Hauch einer Funkregung -
auch nicht in meinen Stammkneipen und -restaurants. Zur Verzweiflung
gar treibt mich das WLAN am Flughafen Stuttgart. Zwar findet mein PDA
dort ein Netz mit dem sehr entspannten Namen
any; indes gelange ich
nach Verbindungsaufnahme immer nur auf rätselhafte interne
Seiten, die von einer
Cisco SESM PDA Application
raunen - nie aber zum offiziellen Portal, vom dem die
Flughafendoku
spricht.
Wenn dereinst Google oder Artverwandte einen Flughafen-WLAN-Experten,
gerne auch mit schwäbischem Akzent, an die
Gestade dieses Blogs spülen sollten: Zu Hülfe!
Alles spricht von Sternenkriegern, und ich sehe gar nicht ein, warum ich mich da
zurückhalten soll:
- Starwars Origins beschäftigt
sich mit Einflüssen und Inspirationen für Star Wars aus Film, Literatur
und Kultur.
- Starkiller hält Originalskripts
der Filmserie vor - das erste davon stammt von 1973!
Gerade in den Originalskripts werden so manche
Einflüsse besonders deutlich: So wacht die Prinzessin dort auf ihrer Flucht vor
dem Imperium nicht etwa über die Pläne für den Todesstern, sondern
hütet eine Ladung
aura spice -
Dune, ick hör Dir trapsen.
Ach ja, aus dem ersten Star-Wars-Skript:
"General Skywalker embraces Han Solo,
the underground contact. Han is a huge, green skinned monster with no nose and large
gills." Der kiemenlose Lungenatmer
Harrison Ford war, so denke ich, den meisten Kinobesuchern dann doch
die genehmere Besetzung...
BILDblog ist faszinierende Lektüre: Dort werden mit
den Mitteln des gesunden Menschenverstandes und einfacher Hintergrundrecherche
Geschichten und Totschlagzeilen aus der bewußten Boulevardzeitung auf ihren
wahren Kern abgeklopft - wenn es denn einen gibt.
Ein Zitat aus dem Zusammenhang reißen, ein paar relativierende Fakten
verschweigen - das reicht schon aus für den Start einer Kampagne à la BILD.
Der Rest ergibt sich; die Reaktionen füllen das Blatt
für geraume Zeit wie von selbst.
Aber ist vielleicht das Verfahren ein allgemeines und nur die Dreistigkeit der Anwendung BILD-spezifisch? Beispiel: Die Diskussionen um die Kapitalistenkritik von Herrn
Müntefering wogten wochenlang in
allen Tageszeitungen hin und her. Jede
Äußerung zum Thema, egal von wem oder wie geringfügig, wurde zur Nachricht.
Freilich nutzte Müntefering den Kampagnenmechanismus für seine Zwecke:
Als erfahrener Politiker weiß er, daß er in diesen künstlich aufgeregten
Zeiten nur einen kleinen Anlaß liefern muß, um ein Thema über Wochen
in der Öffentlichkeit zu halten.
Traurig ist es, wie wenige Leser sich noch fragen, was hinter einer
Geschichte steckt und ob das alles so sein kann, wie man es gerade gelesen
hat; ob X wirklich Y gesagt hat und in welchem Kontext; und ob
die ganze Meldung, bei Licht besehen, nicht einfach belanglos ist.
Bevor ich aber die Analyse auch nur beginnen kann, wird schon
über Reaktionen berichtet; und lasse ich mich von den
Sekundärberichten ablenken, bewege ich mich so schnell von der
eigentlichen Nachricht weg, bis sie im Schlachtenlärm untergeht.
Solche Atemlosigkeit ist der Totengräber gesunder Skepsis.
Die schnellen elektronischen Medien einschließlich
Internet haben viel dazu beigetragen. Aber immerhin ist das Netz auch eine
Hoffnung: Nie zuvor gab es so viele Möglichkeiten
zur eigenständigen Recherche. Auch Erika Schultze kann
heutzutage vom heimischen Wohnzimmer aus BILD widerlegen. Wenn sie nur
auf den Gedanken käme - oder sie jemand auf ihn brächte.
Der
Focus titelt diese Woche "Gottes herzlicher Hardliner" und meint den neuen
Pontifex. So nahe ich und das Stilmittel des
Stabreims uns auch stehen - da
runzele ich die Stirn und denke: Was fuer eine
bemühte Balkenüberschrift. Folgerichtig wäre es, solchen Unsinn fortzusetzen mit titselseitentauglichen
Wendungen wie dem
drolligen Dikator, dem
kuschligen Killer oder
als vorläufigem Höhepunkt der Undenkbarkeiten dem
produktiven Programmierer.
Besonders armselig nimmt sich der Focus-Titel just in dieser Woche aus.
Gestern
starb Erika Fuchs, langjährige Übersetzerin der Micky Maus
und insbesondere der Geschichten von
Carl Barks, in
denen sie mich und viele andere gelehrt hat, was eine Alliteration ist, die sich
gewaschen hat. Beispiele des Schaffens einer meiner Heldinnen findet man beispielsweise
bei
Zippo Zimmermann und in der
Barksbase.
Da staune ich: Den Besserwissern vom
Verein Deutsche Sprache zufolge würde VIVA-Moderatorin Jessica Schwarz in ihrer ersten
Amtshandlung als Königin von Deutschland alle Anglizismen abschaffen.
Respect. Auch sonst
ist der Internetauftritt des VDS unterhaltsam - wenn man wie ich
semiprofessionell klugscheisserisch veranlagt ist.
Das erinnert mich daran, daß ich trotzindemstattindesobschon dieses Netztagebuch
(wenn man gerade den VDS erwähnt hat, traut man sich es ja kaum noch "Blog" zu nennen) nun schon seit Monaten führe, immer noch keine Hommage an
Markus Kavka
von der Konkurrenz bei MTV verfaßt habe. Er ist ein Relikt, eine Erinnerung
daran, daß Popmusik zwar viel mit Tratsch und Unterhaltung, aber eben
nicht nur mit Klingeltönen zu tun hat. Wie dafür geworben wird, hat mir zwar
fast jede Freude an MTV und VIVA verdorben; aber vielleicht schaue ich mir dann doch irgendwann einmal eine VIVA-Sendung mit Frau Schwarz an. Jedenfalls wenn sie noch bei VIVA
arbeitet -
man weiß ja so wenig, und ich bin nun
wirklich ein bißchen aus dem Alter heraus, in dem man solche Karrieren verfolgt. Möglicherweise sagt sie dann ja auch noch andere hörenswerte Dinge.
Hertz IV (24. April 2005)
Mein Mobiltelefon ist nicht nur ein Kommunikationswerkzeug, sondern auch eine Beschäftigungsmaßnahme. Das Studium der Telefonrechnung mit ihren vielen lustigen Sparten und Listen kann durchaus einen Abend füllen, wenn man es darauf anlegt. Zuweilen klingelt es
auch und eine nette Dame vom Provider bietet mir mal wieder das neueste SMS-Paket oder andere Vertragszusätze an. Die Prüfung dieser Angebote ist ebenso eine Wissenschaft für sich, haben es die Mobilfunkfirmen doch beim Fußnotenquotienten (Anteil der kleingedruckten Fußnoten an der gesamten Druckfläche auf einer A4-Seite) zur wahren Meisterschaft gebracht. Und dann gibt es natürlich auch diverse Ärgernisse - WAP-Browser, die sich immer im falschen Moment nicht verbinden können; Tasten, deren versehentliche Berührung mal schnell eine WAP-Verbindung aufbauen, ohne daß man das wirklich wollte; Meldungen über ausgehenden SMS-Speicher, obwohl das Telefon noch zig MB frei hat. Wenn ich nur noch eine Weile grübelte, fiele mir sicher noch mehr ein, aber wir wollen diesem Teufelsding ja nicht noch mehr Lebenszeit in den Rachen werfen.
Für so gut wie jedes Mobiltelefon gibt es
irgendwo da draußen
eine pfiffige Anleitung, wie man die Version der Firmware, die der jeweilige
Mobilfunkanbieter auf das Telefon vorinstalliert hat, gegen das Original
vom Telefonhersteller tauschen und damit so manche Beschränkung aufheben kann.
Auch dies eine ABM - wiewohl in diesem Fall eine, die mein Hacker-Karma ganz
bestimmt gewaltig aufbessern könnte. Ist man aber eher ein richtig fauler Hacker -
so wie ich, jedenfalls wenn man arg begünstigend annimmt, daß
ich überhaupt den Ehrentitel Hacker zu tragen berechtigt bin - oder ist man gar
schon ein wenig zu
arriviert, um sich selber noch mühsam mit Firmware-Flashprogrammen
herumzuschlagen, dann läßt man eben hacken: Bei
smartmod.de
gibt es beispielsweise so einen Service. Ich wünschte, ich hätte diese
Geschäftsidee gehabt, und obwohl ich nie dort bestellt und auch sonst nichts
mit dieser Firma zu tun habe, ist mir die Idee so sympathisch, daß ich diesem
vermutlich jungen Unternehmen gutes Gelingen wünsche.
Da mein Mobiltelefon und ich uns schon bald aus den Augen verlieren werden, weil
unsere zwei gemeinsamen Jahre fast vorüber sind, werde ich es wohl nicht mehr
umrüsten lassen - aber beim nächsten Telefon kommen ich und smartmod.de
vielleicht doch noch ins Geschäft. Aber zuvor steht noch die Aufgabe an,
das neue Telefon überhaupt erst einmal auszusuchen. Auch ein aufwändiges
Unterfangen. Vielleicht auch das eine Idee fuer die nächste Dienstleistungs-Ich-AG?
PS: "Hertz IV", so stelle ich nun fest, ist als Wortspiel gar nicht mal so geschickt;
denn offenbar gibt es selbst nach Jahren der geballten Medienpräsenz des Herrn Hartz
und seiner durchnummerierten geistigen Abkömmlinge noch genügend
Leute, die ihm seinen Nachnamen nicht wirklich glauben.
Google bringt es ans Licht...
Bemerkenswert: Seit Papstbegräbnis und Neuwahl von Benedikt XVI ist
Latein wieder
in aller Ohren. Phoenix überträgt auf langer Strecke in Latein gehaltene
feierliche Messen aus dem Vatikan - und die Überraschung: Es klingt vertraut;
die Erinnerung an zahllose Schulstunden kehrt langsam wieder. Allenfalls die
Aussprache des
c überraschte mich: In der Schule kannte man
den guten Julius Cäsar entweder als "Käsar" oder "Tsäsar";
wenn ich meinen Ohren trauen darf, würde man ihn analog zu dem im Vatikan
gebrauchten Latein "Tschäsar" nennen, also eine eher italienische
Aussprache wählen. Oder irre ich mich gewaltig und habe zwischendurch einfach
nur ein paar Brocken Italienisch gehört?
Zur Steigerung könnte man sich ab sofort regelmäßig eine Dosis
in Latein gesprochener Nachrichten geben, und zwar bei
Radio Bremen. Schön, daß
sich das öffentlich-rechtliche Radio gelegentlich doch noch deutlich vom
Privatradio abhebt. Hat man heute leider nicht mehr so oft.
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